Göksu Baysal
Göksu Baysal (*1975, lebt in Berlin, Klasse Manfred Pernice) ist Preisträger des 14. IBB-Preises für Photographie (2020).
Göksu Baysals Werkgruppe fußt auf einer historisch-soziologischen Untersuchung. Die als „Beyaz Toros / White Toros“ bekannten (und titelgebenden) einfachen Autos, etwa der auch bei der anatolischen Landbevölkerung beliebte Renault 12, waren zugleich ein Symbol für die Entführungen von Kurden durch den türkischen Militärgeheimdienst. Und so steht ein solches Auto in Form eines Negativbilds, aufgenommen in Istanbul, als Auftakt einer rätselhaft-düsteren Narration. In Ost-Anatolien machte sich Baysal dann auf die Suche nach den Spuren der verschwundenen und verschleppten Kurden der vergangenen Dekaden und lässt uns – hier mit künstlerischen Mitteln – in den noch immer schwelenden, schier unlösbar erscheinenden türkisch-kurdischen Konflikt hineinblicken, wenn wir um den Inhalt der Schwarz-Weiß-Bildsequenz wissen. Manche der Vermissten entdeckte man später in Massengräbern, und inzwischen werden schwarze Transporter für die Entführungen verwendet, berichtet uns der Fotograf in seinem Begleittext. All das lässt sich, wie zumeist bei „geglückten“ Geheimdienstoperationen, jedoch kaum hinreichend verifizieren; und so können wir nur in seinen Bildern nach möglichen Spuren suchen.
Die Publikation “Beyaz Toros” in digitaler Form stellt die KHG-Geschäftsstelle gerne auf Anfrage zur Verfügung.
Filmaufnahmen “kunsthistorischer Exkurs” durch die Preisrägerausstellung IBB-Preis für Photographie, Juror Dr. Matthias Harder zu „Beyaz Toros / White Toros‘‘